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Wissenschaftliche Nachwuchstagung an der Bergischen Universität Wuppertal, Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften
7.-11. November 2016
Im Rahmen von IPIW – international promovieren in Wuppertal
In den Geistes- und Kulturwissenschaften ist häufig die Rede vom Dialog. Doch was genau ist damit gemeint? Geht es um Entscheidungsfindung, Erkenntnisgewinn, Sinngebung oder eher um ein Anerkennungsverhältnis? Fragt man nach Gemeinsamkeiten, Parallelen oder gar einem übergreifenden Prinzip, welches die verschiedenen Fachdisziplinen innerhalb der Geistes- und Kulturwissenschaften miteinander verbindet, so stößt man auf Denkfiguren, die Entwicklungen reflektieren, Verhältnisse perspektivieren und Annahmen kommunizieren. Zwischen Bedeutungsfeldern und Resonanzräumen bewegt sich das Prinzip der Dialogizität.
Erwartet werden Beiträge aus allen Geistes- und Kulturwissenschaften, zum Beispiel zum politischen Dialog, zu Konstruktionen kollektiver Erinnerung und Geschichtsdeutung, zum Dialog der Religionen, zu philosophischen Theorien, Denkansätzen und Methoden, zur linguistischen Dialoganalyse und weitergreifenden Themen aus dem Spektrum ‚Dialogizität, Textualität und Medialität‘.
Mögliche Fragestellungen sind:
Welche Rolle spielt der Dialog innerhalb der Wissenschaftsgeschichte, zwischen Wissensvermittlung und Wissensproduktion?
Verhält sich die dialogische Ethik im Widerspruch oder Einklang zu Strömungen des Idealismus, Existenzialismus, Erkenntnistheorie, Ontologie etc. oder lässt sie sich gar als eine Vermittlungsinstanz verstehen?
Inwieweit hat die mediale Revolution zur Veränderung in der Konzeptualisierung des Dialogs geführt?
Inwiefern nimmt der Dialog eine politische oder gesellschaftsbildende Funktion ein, als Struktur des Aushandelns allgemeingültiger Werte und Normen? Welche Gesellschaft bevorzugt welche Dialogformen und welche Dialogpartner? Welche Rolle spielen Gender-Vorstellungen, Status, Macht, Tradition, ethnische und nationale Zugehörigkeiten?
Welche Möglichkeiten und Risiken birgt der ,interdisziplinäre Dialog‘ selbst – im Überschreiten von Faktum oder Fiktion, im Vergleichbarmachen unterschiedlicher Forschungsgegenstände oder hinsichtlich der Methodendiskussion?
Welche Bedeutung hat das Konzept der Dialogizität, d.h. die Annahme, jede Aussage sei in sich bereits mehrstimmig, mehrdimensional und multiperspektivisch für die gegenwärtigen wie auch historischen Philologien? Zu diskutieren ist der theoretische und methodische Ertrag – von Michail Bachtins Konzept der Dialogizität über Julia Kristevas Theorie der Intertextualität hin zu Gerard Genettes Typen der Transtextualität.
Ziel der Tagung ist es, Phänomene der Dialogizität innerhalb verschiedener Themenfelder in fachspezifischer Verortung wie auch in verbindenden Strukturmerkmalen auszumachen. Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Kontexten, Standpunkten, Horizonten und (sozialen) Sprachen lassen sich sowohl in älteren Schriften, durch Rekonstruktion der Prozesse der Kanonisierung, wie auch in gegenwärtigen Textkorpora der jeweiligen Geistes- und Kulturwissenschaften erkennen und freilegen. So treten Werke unterschiedlicher Zeiten und Kulturen miteinander in den Dialog, z.B. durch die Präsenz eines Textes in einem anderen Text (in Form von Zitaten, Anspielungen, Plagiaten o.a.), durch Transformation von Prätexten, Erzählmustern, Gattungen, Motivkomplexen oder auch als Gegenrede, Widerrede und Disput. So lässt sich ein Text unterschiedlich perspektivieren: in seinem Entstehungs- oder (anderssprachlichen) Rezeptionskontext, narratologisch, in seinen Beziehungen zu anderen Texten, in seiner raumzeitlichen Relevanz etc.
Die Tagung bietet die Möglichkeit der Präsentation aktueller Forschungsvorhaben, Diskussionen von Projektideen und Fragestellungen, Workshops und persönliches Mentoring. Eingeladen sich mit einem Exposé zu bewerben sind Nachwuchswissenschaftler/innen in den Geistes- und Kulturwissenschaften, die sich im Rahmen ihrer Promotion mit Konzepten der Dialogizität im engeren oder auch weiteren Sinne auseinandersetzen.
Bitte schicken Sie Ihr Exposé (max. 2500 Zeichen) sowie einen kurzen akademischen Lebenslauf bis spätestens 15.07.2016 an folgende Adresse: ipiw@uni-wuppertal.de
Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch.
Vortragslänge: 20 Min.
Eine Veröffentlichung der Vorträge ist geplant.
Die Veranstaltungen finden im Rahmen des vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und vom Bundeministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Programms International promovieren in Wuppertal (IPIW) statt. Ziel von IPIW ist es, Promovierende der Geistes- und Kulturwissenschaften aus dem In- und Ausland dergestalt miteinander zu vernetzen, dass inter- und transdisziplinäre Forschungsprojekte über alle Grenzen hinweg realisiert werden können. www.ipiw.de
Für Promovierende, die nicht aus Deutschland anreisen, können Reise- und Aufenthaltsstipendien (DAAD-Pauschalen) vergeben werden. Für Informationen hierzu wenden Sie sich
bitte per E-Mail an: ipiw@uni-wuppertal.de
International conference for graduate scholars at the University of Wuppertal, School of Humanities
7 -11. November 2016
Within the Framework of IPIW – International PhD in Wuppertal
‘Dialogue’ is an often discussed theme in humanities and cultural studies. But what exactly does it mean? Is it about decision-making, knowledge acquisition, plain interpretation or a rather mutual appreciative relation? If one looks for similarities, parallels or even an overarching principle, which would link the various disciplines within humanities and cultural studies, then one comes across figures of thoughts, which reflect developments, put contexts into perspectives and communicate assumptions. The principle of dialogism oscillates between fields of signification and spaces of resonance.
We expect papers from all humanities and cultural studies scholars, for instance to themes like political dialog, construction of collective memory as historical signification, dialogs between religions, philosophical theories, approaches and methods, linguistic dialogism and other varied themes arising from the spectrum ‘Dialogic, Textuality and Mediality.’
Possible areas of enquiry are:
The conference aims at working out the phenomenon of dialogism within varied subject areas, in a discipline specific location as well as in binding structural features across disciplines. Interactions between different contexts, viewpoints, horizons and (social) languages can be recognized and uncovered in old texts, through reconstruction of the canonization process, as well as in contemporary text corpus of the respective field of humanities and cultural studies. Thus, works from different times and cultures come into dialogue with each other, for example, through the presence of one text in another (in form of quotes, innuendos, plagiarism or appropriation), through the transformation of pre-texts, narrative pattern, genre, motive-complex or also as a counter argument, contradiction and contention. A text can be thus approached from different perspectives: in the context of its conception or (in other words) in its reception-context, narratologically, in its relation to other texts, in its spatial-temporal relevance etc.
The conference offers platform for presenting current research projects and a room for discussing project ideas and hypothesis as well as workshops and personal mentoring. We invite doctoral candidates from humanities and cultural studies to apply with an abstract, dealing specifically or even broadly with the concept of dialogism within the scope of their PhD.
Please send in your abstracts (max. 2500 characters) and a short academic resume latest by 15th of July 2016 to the following address: ipiw@uni-wuppertal.de
The conference language is both German and English.
Length of presentation: 20 min.
The articles will be subsequently published.
The conference will take place within the framework of International Promovieren in Wuppertal (IPIW), sponsored by the German Academics Exchange Service (DAAD) in collaboration with The Federal Ministry of Education and Research (BMBF). The aim of IPIW is to bring the doctoral students of humanities and cultural studies into a closed network with each other at national and international level, so that inter- and trans-disciplinary research projects can be realized across boundaries. www.ipiw.de
We can offer subsidies (DAAD-allowances) for travel and accommodation to international doctoral candidates. Please do not hesitate to ask for further information at: ipiw@uni-wuppertal.de